8–9 Oct 2024
ULB Darmstadt, Stadtmitte
Europe/Berlin timezone

Die Vermessung der Wissenschaft auf dem Prüfstand

9 Oct 2024, 09:30
30m
Vortragssaal (ULB Darmstadt, Stadtmitte)

Vortragssaal

ULB Darmstadt, Stadtmitte

Magdalenenstr. 8 64289 Darmstadt
Die Vermessung der Wissenschaft auf dem Prüfstand Panel 3: Impact Factor und Metriken als Reputationskriterien

Speaker

Prof. Ulrike Wuttke (FH Potsdam)

Description

2005 erschien “Die Vermessung der Welt” von Daniel Kehlmann und stellte die Frage nach der Ver-messenheit dieses Unterfangen in seinem historischen Kontext. Übertragen auf das heutige Wissenschaftssystem sollen in diesem Beitrag die Grenzen und Potenziale etablierter bibliometrischer Verfahren im Fokus stehen und kritisch hinterfragt werden, welche Alternativen sich zur Bewertung wissenschaftlicher Leistungsbewertung anbieten.

Themen, die dabei diskutiert werden sollen, sind unter anderem der Zusammenhang zwischen der zunehmenden Digitalisierung und Leistungsmessung in der Wissenschaft vor dem Hintergrund der Ökonomisierung derselbigen, verschiedene “Stolperfallen” quantitativer Metriken, insb. klassischer bibliometrischer Methoden, und inwieweit ihre anhaltende Dominanz der grundlegenden Transformation zu einem wissenschaftsgeleiteten, auf Open Science-Kriterien basierenden Publikationssystem entgegensteht.

Es soll erstens argumentiert werden, dass der Fokus auf bibliometrische Kennzahlen, wie h-Faktor oder Impact Factor, insbesondere hochpreisige Open-Access-Angebote kommerzieller Akteure stärkt und der Etablierung von offenen Alternativen (Stichworte: Diamond Open Access, nicht kommerziell, scholarly owned) im Wege steht. Dazu kommt, zweitens, dass durch die Etablierung quantitativer, metrikbasierter Verfahren der Forschungsevaluation, disziplinäre Unterschiede der Publikationslandschaft aus der Sicht zu geraten drohen, die Wahlfreiheit der Wissenschaftler*innen einschränkt wird und globale Ungleichheiten verstärkt werden. Hierdurch steigert sich die Gefahr, bestehende Biases zu verstärken. Drittens wird argumentiert, dass der Fokus auf etablierte bibliometrische Verfahren der Diversifizierung der Publikationslandschaft und der Forschungsprodukte und anderen Neuerungen im Wege steht (Streamlining).

Diese Fragenkomplexe sollen vor dem Hintergrund relevanter europäischer und globaler Initiativen, wie z. B. DORA oder CoARA, dargestellt und Optionen aufgezeigt werden, warum und wie das klassische Publikations- und Reputationssystem entflochten werden könnten, und welche Perspektiven, aber auch Herausforderungen, sich bei der Aufgabe quantitative Metriken durch qualitative Kriterien zu ersetzen, eröffnen. Denn auch bei der Entwicklung neuer Kriterien muss immer wieder abgewogen werden, inwieweit neue Hürden oder Biases erzeugt werden. Momentan wird es zwar immer einfacher, Zitationen zu zählen, aber noch ist es schwer, den sogenannten Impact qualitativ zu messen oder gar etwas über den Einfluss auf die Gesellschaft auszusagen.

Presentation materials

There are no materials yet.