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Description
Bologna-Reform, Exzellenz-Initiative, Open Access – in den letzten 25 Jahren ist eine tiefgreifend veränderte sowie zunehmend „wettbewerblich bestimmte[…] Universitätslandschaft“ mit „marktähnliche[n] Regeln“ zu beobachten. Eines der wichtigsten Erfolgskriterien in diesem Wettbewerb ist die Attraktivität von Forschungseinrichtungen, Forschungsprojekten sowie einzelnen Forschenden mit ihren Forschungsansätzen für Studieninteressierte, Nachwuchswissenschaftlerinnen, (potenzielle) Projektpartnerinnen und andere Stakeholder. Dabei führen nicht nur Leistungssteigerungen zu einer höheren Attraktivität, sondern auch eine höhere Attraktivität zu Leistungssteigerungen, weil „Talente, Ressourcen und Motivation“ angezogen werden – ein Engelskreis.
Open-Access-Publikationen erhöhen wesentlich die Sichtbarkeit von Forschungsleistungen und damit ihre Bekanntheit. Diese wiederum hat einen positiven Einfluss auf das Image und die Reputation der Forschenden und ihrer Arbeit, die sich beide positiv auf die Attraktivität auswirken. In diesem Vortrag wird – vor dem Hintergrund betriebswirtschaftlicher, psychologischer und kommunikationswissenschaftlicher Ansätze – eine Prozesstheorie entwickelt, die die Entstehung von Forschungsattraktivität erklärt und dabei die Konzepte Image und Reputation ins Zentrum des Interesses stellt. Dabei soll insbesondere der Unterschied zwischen kognitiven Bewertungsurteilen und affektiven Zuschreibungen diskutiert werden. Darüber hinaus sollen Ergebnisse aktueller empirischer Studien herangezogen werden. Vielleicht wird dann verständlich, warum 2018 in einer repräsentativen Umfrage unter deutschen Wissenschaftler*innen sämtlicher Fachdisziplinen die „Anzahl der Beiträge“ als wichtigster Faktor für wissenschaftliche Reputation auf dem ersten Platz landete, gefolgt von der „Relevanz der publizierten Ergebnisse“.