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Description
Open-Access (OA)-Transformation und wissenschaftlicher Reputationserwerb schienen zunächst in einer nahezu unvereinbaren Beziehung zueinander zu stehen. Zielte die Open-Access-Bewegung doch auf den unmittelbar freien Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen. Demgegenüber ist der Erwerb wissenschaftlicher Reputation seit der Einführung des Peer-Review-Verfahrens mit den ersten wissenschaftlichen Zeitschriften im 17. Jahrhundert in vielen Disziplinen eng mit der erfolgreichen Publikation in begutachteten Zeitschriften verknüpft – und diese liegen heutzutage zumeist in den Händen von Verlagen, die den Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen festlegen. In jüngerer Zeit haben Verlage digitale Geschäftsmodelle, häufig unter der Verwendung von Autorengebühren für die OA-Publikation, entwickelt. Das Aufkommen von oft wissenschaftsgeleiteten, digitalen Repositorien für Preprints erweitern die Bandbreite an Veröffentlichungsoptionen und stellen Alternativen zu traditionellen und OA-Verlagen dar.
In diesem Zusammenspiel digitaler Publikationswege stellt sich die Frage, welche Anpassungsreaktionen der Forschenden diese Entwicklungen hervorgerufen haben. Welche Rolle spielt die intrinsische Motivation, etwas Neues herauszufinden, zu diskutieren und bekannt zu machen vor dem Hintergrund der jüngeren Entwicklungen der Open-Science-Bewegung? Wird die extrinsische Motivation, des Reputationserwerbs, noch verstärkt durch den Anreiz, eigene Ressourcen für Publikationen aufbringen zu müssen? Nimmt die Bedeutung bibliometrischer Maßzahlen für den Reputationserwerb noch weiter zu? Warum veröffentlichen Forschende Preprints, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu verbreiten?
Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen kann dazu beitragen, die Beziehung zwischen Open-Access-Transformation und wissenschaftlichem Reputationserwerb zu charakterisieren. Dazu sollen Forschungsergebnisse aus dem Projekt OASE (https://www.zbw.eu/de/forschung/web-science/oase) und einem Dissertationsprojekt zum Publikationsverhalten von Forschenden der Volkswirtschaftslehre im Kontext der Digitalisierung gemeinsam vorgestellt und diskutiert werden.
Literatur
Biesenbender, K., Toepfer, R., & Peters, I. (forthcoming). Life scientists' experience with posting preprints during the COVID-19 pandemic. Scientometrics (accepted).
Biesenbender, K., Smirnova, N., Mayr, P., & Peters, I. (2024). The emergence of preprints: comparing publishing behaviour in the Global South and the Global North. Online Information Re-view (online first). https://doi.org/10.1108/OIR-04-2023-0181
Fraser, N., Mayr, P., & Peters, I. (2022). Motivations, concerns and selection biases when posting preprints: A survey of bioRxiv authors. PLoS ONE, 17(11).
Fraser, N., Momeni, F., Mayr, P., & Peters, I. (2020). The relationship between bioRxiv preprints, citations and altmetrics. Quantitative Science Studies, 1(2), 618–638.