Der vorgeschlagene Beitrag soll sich mit der inhaltlichen und formalen Ausgestaltung des Sachkommentars in der digitalen Editorik beschäftigen. Das Thema resultiert aus der Alltagserfahrung, dass sich gerade lange übergreifende Kommentare zur Entstehungs- und Publikationsgeschichte eines Textes oder umfangreichere Einzelstellenerläuterungen, die im gedruckten Buch als Fließtexte relativ leicht zu rezipieren sind, auf dem Bildschirm eines PCs, Laptops, Tabletts oder gar eines Smartphones deutlich schwerer, unter Aufwendung von rund einem Drittel mehr an Zeit und einem höheren Maß an Konzentration aufnehmen lassen. Bestätigt wird diese Beobachtung durch die aktuelle Leseforschung, die insbesondere im angelsächsischen Raum in den letzten Jahren wichtige neue Ergebnisse zur Rezeption digitaler Texte liefern konnte und zunehmend durch einschlägige deutschsprachige Publikationen ergänzt wird.
Der Beitrag könnte folgende Teile beinhalten:
1. Kurze Konturierung der Funktion und Bedeutung des Sachkommentars in der editionsphilologischen Theorie und Praxis, ausgehend von historisch-kritischen Ausgaben wie der Leopoldina-Ausgabe „Goethe. Die Schriften zur Naturwissenschaft“ (LA) und „Goethe. Briefe“ (GB)
2. Überblick über die aktuellen Umsetzungen und Best Practices in den letzten Jahrzehnten erschienenen digitalen Ausgaben mit ausführlicher Kommentierung
3. Darlegung der Konsequenzen, die sich aus der aktuellen Forschung zur Art und Qualität des „digitalen Lesens“ für die Gestaltung eines längeren Sachkommentars im digitalen Medium ergeben
4. Vorschläge zur zukünftigen Gestaltung des Sachkommentars (Texte, Visualisierung und akustische „Erläuterungen“) und Diskussion dieser Vorschläge, ihrer Vor- und Nachteile sowie der Tauglichkeit in der Praxis
Der Beitrag fügte sich gut ein in die Bereiche:
- historische Betrachtung und Einordnung digitalen Edierens in den letzten Jahrzehnten
- vergangene, heutige und zukünftige Herausforderungen digitalen Edierens sowohl in philologischer als auch in technisch-praktischer Hinsicht
- Möglichkeiten und Herausforderungen in der Einbeziehung weiterer Medien (neben dem Text) und deren Stellenwert
- Rezeption digitaler Editionen
- Lehren für die Zukunft