Sprecher
Beschreibung
Ernterückstände (Stroh, Pflanzenreste) in der Ackerlandbewirtschaftung sind zum einen eine bedeutende Quelle des Treibhausgases Lachgas (N2O), und zum anderen ein wesentlicher Faktor zum Aufbau und Speicherung von organischem Kohlenstoff (SOC) im Boden. Wir stellen hier eine biogeochemische Modellstudie vor, in der die Auswirkungen der Bewirtschaftung von Ernterückständen auf die C-Vorräte im Boden und die N2O-Flüsse für die EU-27 durch Testen verschiedener Szenarien der Rückstandsbewirtschaftung bewertet werden. Wir haben auf einem Raster (räumliche Auflösung von 0,25° × 0,25°) die Veränderungen der SOC-Vorräte und N2O-Emissionen aufgrund der Bewirtschaftung (bezüglich der Behandlung von Ernterückstände) für die Jahre 2000-2100 unter Verwendung verschiedener Klimawandelprojektionen (RCP4.5 und RCP8.5) berechnet. Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Klimawandel eine Bedrohung für die Anbausysteme in Europa darstellt, was zu potenziellen Ertragseinbußen, erhöhten N2O-Emissionen und einem Verlust von SOC führt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, die Anbaumethoden anzupassen, um die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern, z. B. durch ein verbessertes Management. Für ein Szenario, bei dem 100 % der Ernterückstände im Feld verbleiben mit gleichzeitiger reduzierter Bodenbearbeitung (no-till) haben wir berechnet, dass die Bodenkohlenstoffvorräte im Durchschnitt über einen Zeitraum von 50-100 Jahren unter RCP8.5 und RCP4.5 um 19-23 % ansteigen könnten. Diese Bewirtschaftung führt jedoch auch zu einem Anstieg der N2O-Emissionen im Boden um 17-30 %, so dass der positive Effekt fürs Klima (CO2 Sequestrierung) langfristig durch erhöhte N2O-Emissionen kompensiert werden kann. Wir kommen zu dem Schluss, dass die Bewirtschaftung von Ernterückständen eine wichtige Strategie zur Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels sein kann (CarboFarming) und in Zukunft ein möglicher Milliarden Markt für CO2 Zertifikate darstellen kann. Dabei muss aber immer ein besonderes Augenmerk auf das Zusammenspiel der Bewirtschaftung und des Stickstoffkreislaufs gelegt werden, da die Gefahr besteht, dass durch einseitige Maßnahmen zur Kohlenstoffspeicherung der positive Effekt durch verstärkte N2O-Emissionen (über-)kompensiert werden kann.
Beantragte Dauer | 0:10 |
---|---|
S4F-Gruppierung | RG Garmisch |
Themensession | Sonstiges |